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Mürren

Januar 2015

23.01.2015

An einem späten Januartag habe ich mein Stativ auf fast 3‘000 Meter über dem Meeresspiegel aufgestellt. Ein kalter Wind pfeift mir eisig um die Ohren. Die Temperatur wird wohl um die minus 10 Grad liegen. Gefühlt sind es jedoch eher minus 15 Grad. Umständlich fummle ich mit den dicken Fingerhandschuhen an der Kamera, um Blende und Verschlusszeit einzustellen. Diese verrichtet unverdrossen ihre Arbeit und besteht so den ersten „Kältetest“.

Der Mönch

Wie schon so oft in diesem Winter bläst ein starker Wind von Westen. Er treibt die Schneefahnen in wilder, zügelloser Jagd vor sich her, hetzt sie entlang den Bergrücken, durch Felslücken und über die Grate hinweg und lässt erst, weit draussen in den Leeseiten von ihnen ab. Dort rieselt der Schnee auf die Hänge, verfestigt sich zu einer kompakten Schicht. Der Fachbegriff für dieses grossartige Schauspiel heisst Schneeverfrachtungen. Eine der heimtückischsten Ursachen für Lawinenabgänge für den Skitourenfahrer. Besonders dann, wenn sich dieser verfrachtete Schnee unter einer herrlich leichten Pulverschneedecke " versteckt". Obwohl mich das im Augenblick wenig kümmert, hefte ich mir diesbezüglich eine grosse Notiz an meine Gedächtnis-Pinnwand.

Aussicht vom Birg gegen Westen

Unmittelbarer beschäftigt mich jedoch die Kälte. Bedingt durch mein Stillstehen hinter dem Stativ, kriecht sie langsam durch meine schützende Kleidung. Wie bin ich doch froh, heute nicht irgendwo auf einem einsamen Gipfel zu stehen, sondern hier auf dem Schilthorn. Im Wissen, dass die Wärme nur wenige Schritte weit entfernt, hinter mir im Gipfelgebäude der Seilbahn-Bergstation auf mich wartet. Noch ein letztes Mal mit den unförmigen Handschuhen umständlich die Einstellungen für die letzte Aufnahme vornehmen, klickt, das Bild ist im Kasten, respektive auf dem Chip und ab geht‘s in die Wärme.

Schilthorn, Panorama gegen Nordwesten

Von meinem behaglichen Fensterplatz aus - vor mir ein Becher heisse Schokolade mit Schlagrahm - geniesse ich den Blick auf das Nebelmeer. Nur die Voralpenketten und Gipfel ragen aus ihm heraus.


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